IM ARABISCHEN RÖSSL ehemals IM WEISSEN RÖSSL (2019)

Premiere 04.01.2019

Preise

25,-€ normal
18,-€ ermäßigt
10,-€ Schüler und Studenten
08,-€ Frankfurt-Pass
Geflüchtete mit Hartz 4-Status zahlen 3,-€.

3h mit Pause

IM ARABISCHEN RÖSSL ehemals IM WEISSEN RÖSSL

Singspiel in drei Akten frei nach dem Lustspiel von Blumenthal und Kadelburg von Hans Müller und Erik Charell, Gesangstexte von Robert Gilbert, Musik von Ralph Benatzky, sechs musikalische Einlagen von Robert Gilbert, Bruno Granichstaedten und Robert Stolz.

1998, als wir im beschaulichen Bad Vilbel das „Weiße Rössl“ inszenierten, schien die Welt noch in seinen Fugen. St. Wolfgang war noch des ewigen Kanzlers Sehnsuchtsort, Religionskriege gehörten ins Mittelalter, die Twin-Towers ragten in den New Yorker Himmel und die Deutschen waren allerhöchstens mit sich selbst beschäftigt.

20 Jahre später greifen wir nach dem Singspiel wie Schiffsbrüchige nach dem Strohhalm im Weltensturm. Was Komisches muss her, glühende Unterhaltung, ein toller Rhythmus, der einen weghebt, drüber hebt über die allgemeine Wetterlage. Fahren wir also doch mal wieder an den Wolfgangssee und schauen, wie herrlich hier noch einen Stein auf dem anderen steht. Naja?!

Zumindest die Steine stehen noch aufeinander. Aber das „Weiße Rössl“ ist fest in arabischer Hand. Es wird noch immer gejodelt und geschuhplattelt – aber welche Gäste stecken da in den Lederhosen? Leopold ist zwar noch immer der patente österreichische Oberkellner, aber die angebetete Wirtin stammt aus Dubai (oder tut wenigstens, ihren Gästen entgegenkommend, so). Die Speisekarte klingt zwar österreichisch, aber der Schweinebraten ist aus! Die Stammgäste sind auch keine Piefkes mehr, sondern lodenfanatische Orientalen und das süße Klärchen heißt jetzt Jamila und ist im Burkini aber ebenso süß wie ehemals im Bikini. Und statt des österreichischen Kaisers kündigt sich die deutsche Kanzlerin zum Schützenfest an und weissagt:

S’ ist einmal im Leben so
Allen geht es ebenso,
Was man möcht` so gern
Liegt so fern.

IM ARABISCHEN RÖSSL ehemals IM WEISSEN RÖSSL ist eine Fortsetzung unserer Arbeit mit Geflüchteten und Beheimateten, die 2016 mit Kleists Erdbeben in Chili begonnen hat, mit Lessings Nathan fortgesetzt wurde und nun in ein musikalisches Genre überführt werden soll.

Die Presse schrieb:

Eine gelungene Operetten-Travestie im deutsch-arabischen Sprachmix […] Viele Späße dieses Abends funktionieren so gut, da sie mit dem Aufeinanderprallen von Klischees spielen. […] Matthias Bischoff, FAZ

Die Deutschen wollen die besseren Araber sein und die arabischen Gäste wollen die besseren Deutschen sein […] Dadurch, dass jeweils die andere Kultur diese Klischees so überspitzt, wird ein Spiegel vorgehalten und es wird extrem gut abgefedert. Es ist also quasi immer die Erwartungserwartung, die da mitgedacht und dann konterkariert wird . . . und das ist dann so lustig.
Natascha Pflaumbaum, Deutschlandradio Kultur FAZIT

IM ARABISCHEN RÖSSL ist eine durchgeknallte Parodie auf Islamisierungsängste, mindestens so sehr ist es eine liebevolle Parodie auf den Zauber der Showbiz-Operette. […] Das Lässige und das Ausgetüffelte, die Distanz und das Sich-Hineinstürzen, sie halten sich klug die Waage. Und vor allem feiert das Theater Willy Praml  die Option, sich gemeinsam über alles mögliche lustig zu machen.
Auf der Bühne sitzt Martin Lejeune in einer west-östlichen Combo – in der die orientalische Zither Kanun am eindrucksvollsten den nicht abwegigen Transfer symbolisiert – , für die er arabisierende Musiken aus den bekanntesten Rössl-Songs vorbereitet hat. […] Judith von Sternburg, FR

Und die Geschichte wird tatsächlich von Praml auf eine aktuelle Ebene gehoben, die man der Geschichte nie sonst irgendwie hätte anmerken können. Und jetzt auf einmal bekommt sie durch diesen clash of cultures eigentlich was total Gutes und Aktuelles.
Natascha Pflaumenbaum, Deutschlandradio Kultur FAZIT

Kein Clash, sondern eine fruchtbare Mischung der Kulturen – und eine absolute Absage an Houellebecqs dystopische Unterwerfung. Umwerfend komisch und integrativ für beide Seiten.
Katrin Swoboda, Strandgut

Und wenn dann die „Hohe Frau“ Europas, Angela Merkel, das Hotel besucht und alle ihr huldigen, erreicht der mit vielen Anspielungen auf die politische Gegenwart durchsetzte Abend seinen Höhepunkt.
Und in der Tat zeigte auch diese erste Theaterpremiere im neuen Jahr, dass man ein Theater wie das von Willy Praml erfinden müsste, wenn es nicht bereits existierte.
Matthias Bischoff, FAZ

Regie

Willy Praml

Bühne, Dramaturgie
Michael Weber
Kostüme

Paula Kern

Musikalische Leitung

Martin Lejeune

Gesangsleitung

Stephan Weiler

Toneinrichtung

Jakob Rullhusen

Übersetzerin Textfassung

Manel Bannouri

Darsteller*innen

Fadi Alhamwi
Ramo Ali
Baha Al-Shaar
Kasem Alwadi
Fadi Bardaqji
Shawkat Dabyan
Jakob Gail
Muawia Harb
Birgit Heuser
Ibrahim Mahmoud
Güldeste Mamaç
Eiad Muobarak
Judith Speckmaier
Michael Weber

Musiker*innen

Güldeste Mamaç – Violine
Laila Lalosh – Kanun
Martin Lejeune – Bass, E-Gitarre, Euphonium
Amjad Sukar – Percussion
Stephan Weiler – Akkordeon

Fotos

Rebekka Waitz

2020-11-04T13:44:04+01:00

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